Kennst du
das Gefühl der abgrundtiefen Ablehnung? Das was sich so anfühlt, als wärst du
das Allerletzte, das Schlechteste allem Schlechten, das Mieseste allem Miesen,
das Dreckigste allem Dreckigen, das Hässlichste allem Hässlichem, dem
Schlimmsten allem Schlimmen…? Oh, was für ein fieses Gefühl, das auch noch eine
weitere Kette von Emotionen hervorbringt, wie Wut, Hass, Traurigkeit,
Unverständnis, Überflüssigkeit (i.S. ich interessiere keinen), Ausweg- und
Aussichtslosigkeit, Sinnleere, Abhängigkeit (i.S. ich komm hier nicht raus),
Einsamkeit (keiner hat mich gern- keiner spielt mit mir), Isolation,
Wertlosigkeit, usw.…!
All das
durfte ich über den Jahreswechsel mit der ganzen Bandbreite der Emotionen spüren.
Und es traf mich zutiefst- so tief, dass meine Tränen nicht aufhörten zu
trocknen, dass Wut und Traurigkeit zu einem Dauerzustand wurden und
Erinnerungen aus meiner Kindheit hochkamen, wo ich diese Emotionen so oft
fühlte. Und ich dachte zu diesem Zeitpunkt, dass alles schon längst verarbeitet
und hinter mich gelassen zu haben- aber weit gefehlt!
Und dann
noch einen drauf! Ein Schmerz, wie ein
Schlag direkt in die Magengrube: weil ich so, wie ich bin, nicht richtig bin,
nichts richtigmache, nicht gebraucht werde, nutzlos bin?! Meine Kinder, mein
Mann nicht richtig sind, sich nicht richtig verhielten?
Es reichte->
bloß schnell weg hier! Ich bin jetzt groß und kann mich für einen anderen Weg
entscheiden und das gleich und sofort! Wir gingen und befreiten uns, nicht nur
vom Ort des Geschehens!
Nach und nach kamen die Erkenntnisse; auf Fragen, wie:
„Warum sind
wir so weit geflogen, um so eine Behandlung zu erfahren?“ Kam:
„Du wolltest
doch die Transformation! Jetzt dürfen all die unerlösten Emotionen in Heilung
kommen!“
Auf: „Wir
wollten doch nur helfen!“ Kam: „Hilf dir selbst! Stell endlich dich an die
erste Stelle deines Lebens!“
Auf: „Warum
interessieren sie sich nicht für unsere Ideen, unsere Gaben und Erfahrungen?“
Kam: „Es
sind eure Ideen, eure Gaben, eure Erfahrungen! Lasst sie in eurem Leben wachsen
und reifen. Nutzt dieses Potential für Euch!“
Auf: „Warum
war es unmöglich, ihren Erwartungen zu entsprechen und zusammen diese
wunderbare Vision anzugehen? °
Kam: „Weil
sie genau, wie Ihr, ihren eigenen Lebensplan, Prägungen, Erlebnisse, Traumen,
Glaubenssätze und Glaubensmuster, Vorstellungen, Bedürfnisse und Ideale haben!“
Und jetzt erst begriff ich das Ausmaß dieser Erkenntnisse:
Jeder von uns,
ob Vater, Mutter, Oma, Opa, Kollege, Freund/In, Partner/In, Kind/ern….
Alle haben
ihre individuelle und einzigartige Geschichte, mit ihren Erlebnissen, Traumen,
Prägungen … und diese bestimmen ihr Verhalten, ihre Beziehungen, ihr Leben und
das ihrer Familien, Verwandten, Bekannten, Kollegen usw.
Wenn ich mir
also erlaube, ein Urteil über einen Menschen zu fällen, muss ich erst seine gesamte
Geschichte kennen – inklusive aller Erlebnisse, Traumen und Emotionen. Und
selbst, wenn ich die Gesamtheit aller Dinge kenne, ist mein Filter dennoch ein
anderer.
Ein Kind,
- was oft geschlagen wird, wird als
Erwachsener auch schlagen
- was in ständiger Angst lebt, wird als
Erwachsener kaum Vertrauen zu jemand Anderen entwickeln
- was ungerecht behandelt wird, kann
als Erwachsener keine Gerechtigkeit empfinden
- was keine Zuneigung erfahren hat,
wird eher als kalter und berechnender Mensch wirken
- was psychisch unter Dauerdruck
gesetzt wird, wird andere Menschen unter Druck setzen und bspw. Mobben
Und trotz
aller Verletzungen, die Wir alle in unserer Kindheit und Jugend erlebten, ist
die Sehnsucht nach Verbundenheit in einer liebevollen und empathischen
Gemeinschaft in jedem Menschen als Urbedürfnis fest verankert.
In Urzeiten sagte man Familie oder Stamm dazu:
Jeder hatte
seinen festen Platz, seine Aufgabe nach seinen Fähigkeiten und Begabungen.
Jeder wurde in seinem Sinn und nach seiner Bestimmung von der gesamten Familie/
Stamm „getragen“, von Geburt an, in seinen Interessen und Anlagen bestärkt und
gefördert- in guten wie in schlechten Zeiten. Es wurde zusammen gewirtschaftet
und alles geteilt… Neid und Missgunst gab es nicht, und wenn doch, dann wurde
der Medizinmann damit betraut- die bösen Geister zu vertreiben.
Heute wage ich die folgende Behauptung aufzustellen:
Eine
Kommune, Gemeinschaft oder ähnliches stellt die Königsdisziplin dar, wenn es
darum geht, die eigenen Blockaden, Ängste, Glaubenssätze usw. aufzulösen. Auch um
gemeinsam zu wirtschaften, zu erziehen (i.S. gewaltfrei führen), zu teilen, ein
gemeinsames Recht- und Ordnungssystem zu erschaffen, an einer gemeinsamen
Vision zu arbeiten ist es unabdingbar sich selbst bedingungslos anzunehmen. Erst
wenn es uns gelingt, aus unserem Wertungs- und Bewertungssystem auszusteigen,
besteht die Chance ein liebevolles Zusammenleben zu erfahren.
In Kulturen, wie bspw. hier in Südamerika, ist es noch teilweise zu sehen, wie das funktioniert. Hier gibt es noch Großfamilien, die entweder von einem oder auch mehreren Unternehmen leben. Jeder macht das, was er am besten kann und jeder fühlt sich für das Allgemeinwohl verantwortlich. Es wird zusammen gewirtschaftet und geteilt. Selbst auf den Märkten konnte ich dieses Zusammenspiel beobachten.
Wer aus
Deutschland oder anderen sogenannten “hochentwickelten Ländern“ kommt und hofft,
dass eine Community all seine Mitbringsel (mitgebrachten Probleme,
Glaubenssätze…) auflöst, wird unweigerlich stranden! Denn niemand ist in der
Lage (auch der Medizinmann nicht) die hochzivilisierten hausgemachten Probleme
zu lösen!
In Ländern,
wo die Spaltung von Familien gefördert wird, wo Lügen absichtlich in allen
Bereichen verbreitet werden, wo Statistiken getürkt werden, wo Erziehungsstile
vorgeschrieben werden, Ökonomie, Demokratie, Umweltschutz… unter falschem
Deckmantel forciert werden, wo Gewalt geduldet und psychische Gewalt gefördert
wird, wo Geld und Macht die Welt regiert, alles auf ständigen
Wirtschaftswachstum ausgelegt ist,
kann keine
Gemeinschaft (die auf Werte, wie Empathie, Würde und bedingungsloser Liebe
aufgebaut ist) funktionieren. Zu groß sind die Unterschiede der eigenen Vorstellung
und der der Anderen.
Um nochmal auf die Königsdisziplin zurück zu kommen:
Wer bereit
ist, zuerst an sich und den eigenen Themen zu arbeiten, lernt sich und andere
bedingungslos zu lieben und anzunehmen, kann im nächsten Schritt die
Spiegelfunktion erforschen und wird feststellen, dass er noch lange nicht
fertig ist mit der Eigenarbeit!
Mein Resümee für die erlebte Situation:
Hätten beide
Familien zugelassen, in die Spiegel zu schauen, die wir uns gegenseitig boten,
hätten wir die Königsdisziplin annehmen können, um miteinander zu wachsen.
So haben wir
nun die Chance unsere eigenen Wege zu gehen und mit der eigenen Familie weiter
daran zu wachsen!
Ich freue mich über eure Feedbacks!
Eure Katrin